Seit dem Jahr 1990 ist die weltweite Kindersterblichkeit um die Hälfte gesunken. Die Tendenz ist gut, doch die Zahlen sind weiterhin erschütternd: Immer noch sterben jährlich 6,6 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an den Folgen von Erkrankungen, die leicht vermeidbar oder zumindest gut behandelbar wären – an Durchfall, Lungenentzündung, Malaria, Masern oder Tetanus zum Beispiel.
Eines der wirksamsten Instrumente, Kindern eine Chance auf ein Leben nach dem fünften Geburtstag zu geben: die Impfung. In armen Ländern kann schon die Kühlkette für Impfstoffe eine Riesenherausforderung bedeuten, abgesehen vom Mangel an gut ausgebildetem Gesundheitspersonal und Gesundheitsstationen in der Nähe. Weil wir wissen, wie wichtig der Impfschutz für ein Kind ist, unterstützt World Vision in allen Projekten die Impfbemühungen der jeweiligen Landesregierungen. Dank der Unterstützung unserer PatInnen können wir so einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit von Kindern weltweit leisten.
Wenige Menschen verfügen über ein so profundes Wissen über das Potenzial von Impfungen wie Dagfinn Høybråten. Der ehemalige Gesundheitsminister von Norwegen ist jetzt Vorstandsvorsitzender der Weltimpfallianz GAVI. Am heutigen Weltgesundheitstag wird unser Gesundheitsexperte Marwin Meier mit ihm und dem Geschäftsführer von GAVI bei einer Veranstaltung im Entwicklungsministerium BMZ in Berlin über die Bedeutung der Gesundheit in der Armutsbekämpfung informieren.
Dagfinn Hoybraten verabreicht einem Kind auf Haiti eine Impfung
Wir haben Dagfinn zu diesem Anlass zu einem Gastbeitrag eingeladen.
Gesundheit als Grundpfeiler für nachhaltige Entwicklung
Ich glaube fest daran, dass Gesundheit ein grundlegendes Menschenrecht ist. Am heutigen Weltgesundheitstag stimmt es mich traurig, dass etwa alle 20 Sekunden ein Kind an einer Krankheit stirbt, die leicht durch Impfen verhindert werden könnte. Das können wir nicht hinnehmen! Umso auffallender ist, dass die überwiegende Mehrheit dieser Kindstode in wenigen Ländern passieren: Indien, Nigeria, Indonesien, Äthiopien, Pakistan und Kongo. Ich bin selbst Vater und Großvater. Ich kann mir kaum ausmalen, welchen Kummer die Familien haben, die ein Kind verlieren.
Wir können dieses unnötige Leid verhindern, und wir machen bereits große Fortschritte. Das macht mir Mut. Die GAVI Alliance hat seit dem Jahr 2000 dazu beigetragen, 440 Millionen Kinder gegen vermeidbare Krankheiten zu impfen – und so schätzungsweise 6 Millionen Todesfälle verhindert. Unsere Allianz, zu der auch Deutschland gehört, hat viel erreicht. Darauf bin ich stolz. Dennoch müssen wir unsere Mission weiter voranbringen. GAVI hat das Potenzial bis Anfang der 2020er Jahre eine Milliarde Kinder zu impfen. Zwölf Millionen Menschenleben, und damit mehr als doppelt so viele wie seit GAVIs Gründung im Jahr 2000, könnten so gerettet werden. Dies bedeutet auch, dass durch Senkung von Krankheitskosten und Steigergung der Produktivität wirtschaftliche Mittel von nahezu 100 Millarden Euro frei werden. Gemeinsam können wir auf unseren Erfolgen aufbauen.
Wir brauchen verstärktes Engagement unserer Partner
Trotz dieser Erfolge sehen wir uns auch Herausforderungen gegenüber: Schlecht ausgebildete Gesundheitsfachkräfte, unzureichend ausgestattete Krankenhäuser, mangelhafte Datenerfassung, fehlende Kühlschränke zur Lagerung von Impfstoffen, schwache Infrastruktur des Gesundheitswesens. All diese Faktoren sind Hindernisse auf dem Weg zu unserem Ziel, den Zugang zu Impfungen in Entwicklungsländern zu erhöhen.
Wir helfen den Ländern dabei, diese Schwierigkeiten anzugehen, indem wir Gesundheitsleistungen auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene ausbauen. Die Überwindung dieser Hindernisse wird entscheidend dazu beitragen, dass wir zügig auf den bereits erreichten Erfolgen aufbauen können.
Impfungen sind eine der kostengünstigsten und wirksamsten Investitionen in Gesundheit und Entwicklung. Die Auswirkungen dieser Investition gehen weit über die Gesundheit eines einzelnen Kindes hinaus: Eltern in armen Ländern haben gesündere Kinder, die mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Schule besuchen und sich zu gesunden, produktiven Erwachsenen entwickeln. Und wenn Krankheiten durch Impfen vermieden werden, müssen Familien und Gemeinden weniger Geld für medizinische Behandlungen ausgeben.
Aus diesem Grund brauchen wir erneuertes und verstärktes Engagement unserer Partner: Geberländer, Entwicklungsländer, Impfstoffhersteller und Zivilgesellschaft . Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Impfungen langfristig die Gesundheit von Menschen in armen Ländern verbessern.
Um die Milleniumsziele zu erreichen, müssen wir in Impfungen investieren
Deutschland ist seit 2006 ein starker Partner der Impfstoff-Allianz und spielt eine wichtige Rolle innerhalb der Organisation. Mithilfe der deutschen Unterstützung konnten Millionen Kinder in Ländern wie Tansania gegen lebensbedrohliche Krankheiten geimpft werden; Deutschland unterstützt GAVI zudem dabei, die Versorgungskette für Impfstoffe zu verbessern. Investitionen in Impfungen sind unerlässlich, um die Millenniumsentwicklungsziele (MGDs) und das von der Weltbank ausgerufene Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2030 extreme Armut zu beenden: Wir befinden uns in einer wichtigen Phase, in der wir bereits erzielte Ergebnisse ausbauen und massiv beschleunigen können.
Die Milleniumsziele laufen aus, die Frist im Jahr 2015 kommt mit großen Schritten näher und wir müssen noch einmal bekräftigen, dass Gesundheit ein Grundpfeiler nachhaltiger Entwicklung und umfassenden Wachstums ist. Ich hoffe sehr, dass Deutschland mithelfen wird, diese Vision zu formen – insbesondere durch die wichtige Rolle, die Deutschland nächstes Jahr durch die G8-Präsidentschaft innehaben wird . Zusammen haben wir die Chance, das Leben von Millionen Kindern zu schützen und für eine gesunde Zukunft kommender Generationen zu sorgen.
Dagfinn Høybråten ist der Vorstandsvorsitzende der GAVI Alliance, www.gavialliance.org.